to be continued …

Angramain

Es gibt ein Land, das ist selbst mir verborgen.
Im Gestern liegt es nicht und nicht im Heute,
Doch in der Zukunft liegt es, liegt im Morgen.
Man sagt, es reicht in ungemess’ne Weite,
Dies vielgerühmte Morgen-Land.
Sag, hübscher Spiegel, ist es dir bekannt?

Kalophain

Ach, daß du dieses Land mir nennst!
Ich soll zu Prinz Joan, des Landes Herrn.

Angramain

Du, der du alles siehst und alles kennst,
Erzähl mir mehr. Ich bilde mich so gern.
Ist jenes Reich vollkommen und beständig?
Endgült’ge Ordnung ein für alle Mal?

Kalophain

Vollkommen? Nein, es ist lebendig!
Und jene, die dort wohnen, sind’s zumal.
Dort sind die Menschen frei in ihrem Geist,
Zu schaffen, was ihr Innerstes sie heißt.
Dem selbstgegebenen Gesetz fügt jeder sich.
Der Erde Güter teilt man brüderlich:
Man wirkt zusammen, hilft sich arbeitsteilig.
Jeder ist Künstler dort auf seine Art.
Das absichtslose Spiel ist ihnen heilig,
Weil es des Menschen Freiheit offenbart.
Und keiner macht dem andern angst und bang,
Denn niemand übt dort Macht aus oder Zwang.

Angramain

Nicht Angst noch Macht? Was nennt er sich dann König?

Kalophain

Weil er, der Träumer, sich dies Land erträumte.

Angramain

Führ mich zu ihm! &endash; Gib zu, ich ford’re wenig!

Michael Ende : Das Gauklermärchen : 1982

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